Di 2.07., 20:00 Uhr

Kleine schmutzige Briefe

GB 2023 R: Thea Sharrock  D: Olivia Colman, Jessie Buckley u.a. 100 min

Dass aus Nachbar:innen Feinde werden, passiert leider gar nicht mal so selten. Auch in dieser britischen Krimikomödie erwächst aus einer Freundschaft zwischen zwei grundverschiedenen Frauen, die Tür an Tür wohnen, eine erbitterte Fehde. Grundlage des Films ist ein realer Skandal aus der englischen Provinz, aus den 1920er-Jahren.

Es begab sich also zu der Zeit, als in London die Suffragetten auf die Barrikaden gingen, um das allgemeine Wahlrecht für Frauen zu erkämpfen, dass im malerischen Littlehampton, einer Kleinstadt im Süden Englands, Briefe geschrieben wurden. Anonyme Briefe! Briefe eines Inhalts, der jeden guten Christenmenschen bis in die Tiefe erröten und nach dem Fläschchen Riechsalz greifen lässt! Briefe von solcher Schamlosigkeit und unflätigem Sprachgebrauch, dass die wohlgeordnete Welt der 1920er Jahre, bekanntermaßen eine von großer Sittsamkeit, glatt untergehen würde. Wäre eben diese Welt nicht zugleich auch eine der Doppelmoral und des Standesdünkels.

Besonders hart trifft es die fromme Edith Swan, die trotz fortgeschrittenen Alters noch mit ihren Eltern in einem stickigen Haus zusammenwohnt und in der Gemeinde als Verkörperung von Tugendhaftigkeit gilt. Ihr Verdacht fällt sofort auf ihre freigeistige Nachbarin Rose Gooding, die mit ihrer Familie nach Littlehampton gezogen ist. Anfangs verstanden sich die beiden Frauen prächtig. Doch dann kam es zum Bruch. Eine Racheaktion?

Was will uns diese alte Geschichte heute sagen? Wie eingeschränkt der Radius einer Frau vor gerade mal hundert Jahren noch war oder vielleicht auch, dass Klassenunterschiede und Geschlechterdiskriminierung alles andere als Geister der Vergangenheit sind? Wer das nicht vertiefen will, kann sich an der exzellenten und höchst amüsanten Schauspielerei der Protagonist:innen erfreuen.